Mittwoch, 26. Oktober 2011

Nach der Feldforschung ist vor der Feldforschung

Nach nur zwei Minuten auf dem rot leuchtenden Ceranfeld sprudelt der Kaffee in der Kaffeekanne. „So schnell kann´s gehen“ denkt sich der Feldforschungsrückkehrer in seiner Konstanzer Altbauküche. Eben noch war Kaffeekochen ein allmorgendliches Projekt, dass es mit einem Kerosinkocher vor der Haustüre zu bewerkstelligen galt. Sieben Monate Tansania, das sind sieben Monate Feldforschung, aber auch sieben Monate Wäsche von Hand waschen, Stromausfall und Hitzeschlag. Eine Abrechnung.

215 Tage im Feld
165 Seiten Feldtagebuch
1066 Minuten Interviews
ca. 3.000 Fotos
ca. 20 Videoaufnahmen
3 Besuche auf Sansibar
9 Besuche im Krankenhaus
3 Packungen Antibiotika
2 Liter Infusion
2 Flaschen Milbenlotion
3 Tuben Kortisonsalbe
2 Rattenfallen
2 Packungen Rattengift
1 verschimmelte Ledertasche
ca. 3.000 Kilometer Fußmarsch
55 neue Freunde
2 Todesfälle
3 Geburten
1 Hochzeit


Zahlen machen Eindruck, das zwitschern die Vöglein von den Dächern. Aber Ethnologie ist keine quantitative Wissenschaft, deshalb habe ich die Aufzählung hier frei erfunden. Glaubst Du nicht? Na egal. Für mich kommt es jetzt auf eine Interpretation dessen an, was ich an „Daten“ aus dem "Feld" mitgebracht habe. Das passt alles irgendwie auf einen USB-Stick, nicht größer als mein Daumennagel. Hat sich der ganze Aufwand also überhaupt gelohnt?

Ich werde es sehen wenn ich mit der Analyse beginne. Interviews wollen transkribiert werden, Feldforschungsnotizen kodiert, sortiert, systematisiert werden. Zentrale Begriffe herausgearbeitet und zueinander in Beziehung gesetzt werden. Parallel dazu wollen Theorien begriffen, auf ihren Erklärungswert hin untersucht, angewandt oder verworfen werden. Mein Wissen soll signifikante Ausbeulungen erfahren, das hab ich mir vorgenommen. Und der dabei anfallende Gedankensud unter besinnlichem Rühren in die Tastatur meines Laptops gegossen werden.

Zum Schluss nochmal alle zusammen: Gruppenbild mit Gitarre
Zum Schluss dann nochmal alle zusammen:
Gruppenbild mit Gitarre


Sieben Monate Dar, sieben Monate bloggen – soll´s das schon gewesen sein?, wirst Du, lieber Leser dich jetzt fragen. "Vielfältig sind die Wege der Welt ihren Unwillen zur Perfektion auszudrücken!" wirst Du des Nachts in deine Kissen heulen. Da kann ich dir eine Last von der Seele nehmen. Sei beruhigt, denn das war´s noch nicht. Der Rückflug nach Dar ist bereits gebucht. Die Geschichte geht weiter, stay tuned.

Neues von der Strassenecke.

Feldtagebuch von Alexis Malefakis... und was sonst noch so ist.

karibu!

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