Mittwoch, 16. März 2011

Wenn der Pegel sinkt

mambaStraßenverkäufer, die sich mit ihren Waren auf Touristen eingestellt haben, nennt man in Dar „mamba“, also auf Kiswahili "Krokodil". Die Idee dahinter ist, dass das Krokodil – gemäß dem Narrativ der Straße zumindest – völlig regungslos aber mit weit aufgesperrtem Maul am Wasserloch liegt, und auf die Beute wartet, die der Durst in die Gefahrenzone lockt. Wenn sich ein Opfer nah genug herantraut, schnappt das Krokodilsmaul zu, und es gibt kein Entkommen.

Die mamba Daressalams lauern ihren „Opfern“ in den Straßen auf. Während die übrigen Wamachinga (Kiswahili für Straßenhändler), die Zigaretten, gebrauchte Schuhe und Klamotten, Wasserflaschen u.ä. verkaufen, sich in einem stetigen Cash-Flow der geringen Beträge befinden, hoffen die mamba auf den großen Reibach: Tage- und oft wochenlang verkaufen sie nichts, doch wenn sie jemanden zwischen den Zähnen haben, wird er geschröpft. Die Frequenz des Geschäfts ist also wesentlich niedriger, als bei den anderen Straßenhändlern, die zu erwartenden Gewinne aber, aufgrund der kaufkräftigen Kundschaft, wesentlich höher. Das ist zumindest die Phantasie der mamba, in der Realität funktioniert das natürlich nicht immer. Die Wazungu (Kiswahili umgangssprachlich für Weiße) heutzutage sind nicht mehr Wazungu Kuku, also „Hühnchen“, die sich rupfen lassen, oder Wazungu ´Ngombe, also „Kühe“, denen man nur die Euter zu massieren braucht. Zu vorsichtig und wählerisch sind die weißen Touristen heutzutage, als dass sie einfach überteuerte Preise für Holzfiguren, Armbänder, gemalte Bilder oder Postkarten bezahlen würden. Die Geschäfte laufen schlecht.

Das Wasser wird also langsam knapp am Wasserloch der mamba. Wenn der Pegel zu niedrig sinkt, kommen bald gar keine Opfer mehr zum tränken, so sagt man, und die Krokodile fressen sich gegenseitig.

Neues von der Strassenecke.

Feldtagebuch von Alexis Malefakis... und was sonst noch so ist.

karibu!

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