Fieldwork

Freitag, 28. Dezember 2012

Viagra-Überschrift.com

Nicht mehr hier und noch nicht dort. Ich so am Flughafen Doha, Übergang und liminale Phase, Victor Turner und alles, ist ja ein alter Hut. Sehr viel lebensweltlicher und hoffentlich schockierender dagegen: Im Ruheraum des Wartebereichs riecht es streng nach Füßen. Nach internationalen Füßen, immerhin. Ich versuche meine Beine auszustrecken, was auf den vermeintlich ergonomisch geformten Liegen nicht funktioniert, weil sie so kurz sind, dass die Beinlehne nur bis zum Unterschenkel reicht. Nach einigen Minuten muss ich meine Lage wechseln, weil die Kante der Beinlehne den Füßen das Blut abschnürt. Aus Protest ziehe ich meine Schuhe aus und mische mich olfaktorisch unter die Wartenden.

Der Rest vom kleinen Flughafen ist im Grunde eine Shopping-Mall für Luxus- und Designerwaren. Die üblichen Parfums, Fotoapparate, Mobiltelefone, Armbanduhren. Alles glitzert, täuscht Weltgewandtheit und Modernität, vielleicht sogar Kultiviertheit vor. Dieser Korpus an Dingen ist hier mitten ins Herz der Fremdheit eingebaut, mitten zwischen uns Reisende aus allen Windrichtungen gestellt worden, die wir uns hastig anblicken und mustern, Gemeinsamkeiten und Fremdartigkeiten in Sekundenbruchteilen erfassen und dabei frei von der Leber stereotypisieren (ich zumindest). Die Auslagen der Stände und Geschäfte sind vielleicht ein Kristallisationspunkt der internationalen Warenwelt. Diese Dinge begleiten uns auf unseren Wegen quer durch die Welt, von Sydney nach Frankfurt, von Manila nach Washington, von Kinshasa nach Moskau. Genaugenommen begleiten sie uns nicht, also zumindest mich nicht, denn neben mir saß im Flugzeug keine Rolex, sondern eine bayrische Geschäftsfrau mittleren Alters und schweren Akzents, mit ihrer vielleicht achtjährigen Tochter und ihrer Mutter, auf dem Weg über Doha nach Dubai. Nein, auf diese Dinge stoße ich in Doha. Hier erscheinen sie als ein Sammelsurium an portablen Zeichen, die die Zugehörigkeit zu einer Idee von kommerziell universalisierter Elite sichtbar machen, egal an welchem kulturellen, religiösen oder politischen Herdfeuer der Träger sich nach seiner Heimkehr wärmen wird.

Glitzernder Schein: Der Duty Free Bereich eines international riechenden Flughafens irgendwo am Arabischen Golf.
Glitzernder Schein: Der Duty Free Bereich eines
international riechenden Flughafens irgendwo am Persischen Golf.


Der chinesische Handelsreisende neben mir – das sag ich jetzt mal, woher soll ich denn wissen, wer er ist und was er hier macht? Also nochmal: Der chinesische Handelsreisende neben mir auf der Liege dreht sich um und grunzt wohlig dabei, als wolle er damit folgenden Gedanken bekräftigen: Dinge sind wie Worte, sie können auf etwas außerhalb ihres unmittelbaren Kontextes verweisen, machen aber vor allem Sinn und erhalten ihre Bedeutung vor allem in konkreten Situationen und durch den Umgang konkreter Menschen mit ihnen. Dinge wie Worte. Ich denke da an Begriffe, die sich loslösen von ihrem Herkunftszusammenhang, um aus welchen Gründen auch immer durch Raum und Zeit zu wandern, um an völlig anderen Orten wieder aufzutauchen. „Asia in Miniature“ ist ein Beispiel, das James Ferguson in seiner durch und durch lesenswerten Copperbelt Ethnographie „Expectations of Modernity“ erwähnt. "Asia in Miniature," das steht an einer Hauswand in Fergusons Nachbarschaft. Und nachdem der Ethnograph wochenlang grübelte, was damit gemeint sein könnte, eröffnete ihm ein „Informant“, dass diese Worte wohl jemand aus einem Schulbuch abgeschrieben hatte, der gar kein Englisch konnte. Hm. Alles weitere Bohren und Fragen Fergusons, was diese Botschaft denn nun bedeuten sollte, führte also zu der vollkommen folgerichtigen Antwort: Nichts!
Feldforschung kann so schön sein.

Ich denke in diesem Zusammenhang auch an das „New Viagra Pub“ irgendwo in Daressalam, dessen Namensgebern man durchaus eine sinnstiftende und irgendwie die Menschen zusammenführende Absicht in ihrer Namenswahl unterstellen kann. Genau weiß ich das aber nicht und vermute, dass auch hier das „weiße Rauschen“ der Kultur am Werk war. Oder die Aufschrift auf dem selbstgezimmerten Bretterwürfel am Straßenrand, in dem ich mir einst von einem zugedröhnten Bürschlein die Haare scheren ließ: „Thug Life Barber Shop.com“. Die Internetseite habe ich nie gefunden, vielleicht auch nie danach gesucht, wer weiß das schon. Aber „dot com“ macht sich in jedem Fall gut. Dann wäre da noch das fahrende soziale Netzwerk, der städtische Minibus mit der weißen Heckscheibenaufschrift auf blauem Grund: „facebook“, den ich ständig an mir vorbeidonnern sehe, wenn ich meinen Fotoapparat gerade mal nicht bei der Hand habe. Dabei ist er eigentlich mein Favorit, da er diesem unfassbaren, immateriellen Internetgelöt eine greifbare und darüber hinaus herrlich qualmende und stinkende Materialität schenkt. Facebook, ganz ohne Internetanschluss: einfache Fahrt 300 Schillinge.

Was lernen wir daraus? „Sinngebungen über kulturelle Kontexte hinweg haben nicht unbedingt etwas mit kultureller Vereinheitlichung oder 'MacDonaldisierung' zu tun.“ Sagt wer? Viele sagen das (Soundso et al. 2012). Und: Manchmal wandern die Zeichen und Bedeutungen auf Umwegen ins Nirgendwo, manchmal geht ihre ursprüngliche Bedeutung unterwegs einfach verloren. Jetzt hätte ich fast mit einer nicht neuen, aber doch hübsch formulierten Konklusion geendet, deswegen schiebe ich noch rasch das hier hinterher: Ich finde das tröstend und durchaus ermutigend, dass nicht immer alle so genau wissen oder erklären können was sie tun. Da mache ich mit.

Freitag, 7. Dezember 2012

Beim durchstöbern des Materials I

Karume Markt in Ilala, Daressalam. Foto (c) 2012 Link Reuben
Foto Link Reuben (c) 2012

Sonntag, 18. November 2012

Wenn im Herz die Finsternis.

Nachdem gegen 3.30 morgens die drei Hunde im Hof ihr grauenhaftes Geheul endlich eingestellt hatten, krähten gegen 4.30 die ersten Hähne. Um sechs Uhr, kurz vor Sonnenaufgang, entließ das Mädchen aus dem Haus nebenan die Hühner in den Hof, wo sie alsbald ihr übliches Gescharre und Gezetere aufnahmen. Ich blieb einen Moment in meinem klammgeschwitzen Bettlaken liegen, dann holte ich meine müden Knochen unter dem Moskitonetz hervor. Wasser zum Duschen gab es mal wieder nicht, so dass ich nur ein wenig aus dem Eimer über meinen Kopf schöpfte, eine Wäsche „passport size“, wie man hier sagte.

K. holte mich, wie jeden Morgen, mit dem Moped zuhause ab, und setzte mich nach zehn Minuten Fahrt über die steinige Dorfstraße vorne, dort wo der Bus hält, ab. Tausend Schilling bekam er dafür: Alles klar? Alles super. Also dann, bis später - ok, bis später. Eingequetscht im nächsten Minibus machte ich es bis zur Fähre in Kigamboni, wo eine lange Autoschlange auf Überfahrt wartete, und wir Fußgänger uns unter das Wellblechdach drängten, um der morgendlichen Sonne zu entkommen. Für 200 Schillinge kaufte ich ein Papierticket, dass mir nur drei Meter hinter der Verkaufsbude wieder abgenommen wurde. Die schlurfenden Schritte und bunten Tücher der Frauen oder die vom Leben gezeichneten Gesichter der Männer waren für mich längst nicht mehr interessant, so dass ich, statt Leute zu gucken, lieber eine Runde Sudoku (Level 61) auf meinem Mobiltelefon spielte. Dann das metallische Klackern des sich öffnendes Tores. Wie eine Herde Vieh drängten wir uns zum Ausgang, zum Nadelöhr. Auf der anderen Seite die abschüssige Betonrampe zur Fähre „Kigamboni“. Drängeln, Enge, Hupen, Rutschen, rauf auf die Rampe, zusammenpferchen, warten.

Nicht immer so sonnig.Ich mochte diese morgendliche Fahrt über den Hafen. An diesem Tag lag zur einen Seite ein riesiges Schiff namens „Walenius Wilhemsen“, wie ein umgestürztes Hochhaus im schwarzen Wasser. Ich drehte den Kopf und blickte auf die andere Seite in die sich zum indischen Ozean hin öffnende Bucht: nächster Halt Zanzibar. Aufs Wasser starren und an den Münchner Marienplatz denken. Oder an die Fähre zwischen Meersburg und Konstanz. Endweitweg. Eine andere Welt. Am anderen Ufer dagegen: erneutes Gedränge, und wie mir das zum Hals heraushing. Hupende Autos scheuchten uns von der Rampe, über den Beton, durchs Tor hoch zur Straße. Eine Reihe schrottiger Minibusse stand im Stau, dahinter eine weitere Reihe, alle mit laufenden Motoren, eine Bleiwolke stand in der Luft, die Autos und Mopeds von der Fähre trafen auf den Stau, drängten sich irgendwie dazwischen, hupten, die Fußgänger, Radfahrer schoben sich mit rein, die Busleute schrien ihre Fahrtziele in das Chaos, schlugen dabei mit der flachen Hand auf ihre Blechkanister: Guten Morgen Daressalam.

Ich entschloss zu Fuß weiter zu gehen. Das kurze Stück bis zur Post. Neben der Fahrbahn im Strom der Leute, rechts und links nur Staub, Staub, Staub. Die Sonne verbrannte die Haut auf meinem Nacken, der Staub und die Abgase brannten in den Augen und nahmen mir die Luft. An alten Kolonialbauten vorbei, hier waren Ministerien und Ämter untergebracht. Beleibte Herren mit schwarzen Anzügen und einer kleinen Tansanischen Flagge am Sakko kamen mir entgegen. Innerlich verfluchte ich sie, in meinen Augen waren sie es, die für die Ungerechtigkeit, die Hackordnung, das Recht des Stärkeren in diesem Land verantwortlich waren. Geschmiert und gekauft, fettgefressen auf Kosten der anderen, die im Dreck und im Dunkeln saßen und sich von Tag zu Tag irgendwie über Wasser hielten.

Ich bog rechts in die Pamba Street ein. Zerfledderte Bücher, die auf dem Gehsteig verkauft wurden. Wachmänner saßen mit vorkolonialen Schrotflinten auf dreibeinigen Stühlen an den Straßenecken. Ich überquerte den Kreisverkehr beim Askari-Monument und fragte mich, was mich an meiner Straßenecke an diesem Tag erwarten würde. Sicher nichts, was ich nicht schon hundertmal erlebt und notiert hätte. Der Alltag, die Routinen, das Immergleiche, die Geschichten, die Posen, die Sprüche, das Stöhnen, das Jammern, das Grauen. Das Grauen?

Freitag, 14. September 2012

Who the f*ck is Papa Schlumpf?

In meinem Traum bin ich in einer Kunstgalerie und stehe vor einem Gemälde von Salvador Dalì auf dem irgendetwas zerfließt. Dankenswerter Weise erhalte ich eine fachkundige Erklärung zu Farbwahl, Perspektive und kunstgeschichtlicher Bedeutung eben dieses Gemäldes, und zwar von niemand geringerem als Papa Schlumpf, der sich klugscheissernd zwischen mich und das Gemälde geschoben hat. Ich erwache und hänge kurz dem Gedanken über meine derzeitige psychische Verfassung nach, der aber schnell von einem mittelschweren Kulturschock beiseite geschoben wird. Über mir erblicke ich Wellblech, und über die Lehmwand meiner Kammer hinweg höre ich die Stimmen von gefühlten 34 Kindern und einigen Erwachsenen, die sich, in ihrer lokalen Stammessprache Kisambaa schnatternd, über ihren morgendlichen Tee hermachen.

Erwachen unter Wellblech: Who the f***ck is Papa Schlumpf?Durch das kleine Dorf Bombo Majimoto in den nördlichen Usambara-Bergen fließt so gut wie kein Geld. Die Menschen leben von Mais- und Reisanbau, halten sich einige Ziegen, Schafe und Hühner. Sie bauen keine cash crops an, also Agrarprodukte, die sich gewinnbringend verkaufen ließen. „Wenn einer bei uns krank wird, bitten wir einen Verwandten in der Stadt uns Geld zu schicken,“ sagt mein Gastgeber. Dabei geht es dann um Beträge von zwei oder drei Euro, die über Genesung oder Leid entscheiden. Gemeinsam besuchen wir seinen Onkel, der in einer kleinen Hütte auf einem der umliegenden Hügel lebt. Er wird langsam blind. Seine Kinder sind bis auf eines gestorben, und sein verbleibender Sohn, selber weit über vierzig Jahre, schafft es gerade so, ihm in harten Zeiten einen Teller Reis vorbeizubringen. Während wir vor seinem Haus sitzen zähle ich die Ziegen, die an den Pfosten des Vordaches angebunden stehen. Ich komme auf sechs ausgewachsene Tiere und zwei Zicklein. Weiter besitzt dieser Mann nichts.

Ein Zicklien muss tun, was ein Zicklein eben tun mussAm späten Nachmittag kommen wir zurück ins Dorf. Die Hütten sind genauso rotbraun wie der Boden, wen wundert´s, sind sie doch aus ebendiesem Lehm gebaut. Vor einigen dieser Hütten sitzen jetzt Frauen und Kinder, die die Körner von Maiskolben pulen und auf einen Haufen werfen. Später wird das zu Mehl gestampft und anschließend zu Ugali, dem typisch ostafrikanischen Bauchfüller verkocht. Dazu gibt es Bohnen und ein bisschen Blattgemüse. Den Mais bauen sie selber an, frühmorgens mit der Hacke auf dem Feld. Man verdient sich im Wortsinne seine Mahlzeit durch harte Arbeit. Die Leute essen das, was sie angebaut haben. Punkt. Ganz sicher könnte ich hier keine Woche überleben.

Am nächsten Morgen treten sämtliche Kinder des Haushalts an (ich zähle 9) um ihre Dosis Wurmkur einzunehmen. Ich habe Medikamente aus der Stadt mitgebracht. Anschließend spielen wir ein bisschen auf-der-Matte-herumsitzen-und-den-Weißen-begaffen, ein besonders schönes Spiel. Ich denke, in Deutschland werde ich aufgrund mangelnder Aufmerksamkeit bald an Persönlichkeitsschwund erkranken. Der älteste Sohn trägt ein T-Shirt auf dessen Vorderseite „Imam Hussein (A.S.) hat den Islam gerettet“ steht, auf der Rückseite „Warum hat man Imam Hussein (A.S.) umgebracht?“. Mir entgeht die Bedeutung dieser Botschaft, aber nicht die Tatsache, dass, nach Schelte der Mutter sich zu waschen und die Kleider zu wechseln, der jüngere Bruder mit eben jenem T-Shirt herumläuft.

Die Dorfjugend rockt - und ich rocke mitAls ich nach einigen Tagen aufbreche, verabschiede ich mich nicht, so, wie man mir geraten hatte. Es gäbe zu viel Glauben an Hexerei und so, da sei es besser, die Leute wüssten nicht, wann ich mich wo auf den Weg mache. Also mache ich kein Trara aus meinem Aufbruch, sondern sage schlicht, ich fahre mal eben in die nächste Ortschaft. Bis später also Leute. Ein Bruder oder Schwager fährt mich mit dem Moped stundenlang durch die Bergdörfer bis in die nächste Stadt. Am Abend des nächsten Tages komme ich in Daressalam an. Oh stinkender Großstadtmoloch, du hast mich wieder.

Sonntag, 2. September 2012

Eine Brücke in die Mega-Moderne?

Mitten durch das Stadtzentrum führt die Uhuru Street, Straße der Freiheit. Sie verbindet den Central Business District und den Hafen mit dem überlaufenen Marktviertel Kariakoo. Über diese Schlagader des Stadtverkehrs quälen sich tagtäglich tausende von LKWs, Bussen und Autos. Dabei humpeln sie durch Schlaglöcher so groß wie IKEA-Auslegeteppiche und über Streckenabschnitte, auf denen der Asphalt völlig aufgegeben und sich im wahren Sinne des Wortes verkrümelt und aus dem Staub gemacht hat. Offenbar fehlen der Stadt die paar Tausend Dollar um die Strecke in einen Zustand zu versetzen, der ihrer zentralen Bedeutung für den Stadtverkehr entsprechen würde. Nun, nicht weiter verwunderlich, schließlich sind wir in Daressalam, wo zwar jeder noch so unwichtige Ministerialbeamte einen brandneuen Toyota Landrover inklusive Fahrer spendiert bekommt, die Mehrzahl der Bevölkerung dagegen aber weder Strom noch fließend Wasser hat. Wieso also die Straßen asphaltieren.

Aufs Bild klicken um zum Video zu gelangen!
Ein Rausch des "High Modernism": Die "Neue Stadt"
(Klick auf´s Bild um zum Video zu gelangen)


Gleichzeitig, und das erstaunt zutiefst, wird hier der große, der ganz große, schier megalomane Traum geträumt: Von der hypermodernen „Neuen Stadt“. Mit Wolkenkratzern, Internationalen Firmenzentralen, Villenvierteln und Eliteuniversitäten, Hochgeschwindigkeits-Zügen und Öko-Parks. Nicht kleckern, klotzen ist die Devise. Das ganze nicht entlang der Uhuru Street, klar, sondern drüben, auf der anderen Seite der Hafenbucht, in Kigamboni. Um dorthin zu gelangen, muss man derzeit noch eine der beiden Fähren besteigen, die vom Stadtzentrum aus übersetzen. Das raubt Zeit und nervt manchmal. Und das ist vermutlich der Grund dafür, warum die andere Seite nur dünn besiedelt und kaum infrastrukturell erschlossen ist. Nach der Überfahrt erwartet einen ein dicht gedrängter Markt am Fährhafen, dann ein mittelgroßer Busbahnhof, von dem aus Minibusse über die zwei langen Landstraßen ins Hinterland fahren, an Palmen und Lehmhäusern vorbei, den Ozean immer im Blick, Kühe und Ziegen im Gebüsch, ländliches Tansania, Ruhe. Das soll bald anders werden.

Der Plan für „Mji Mpya“, die „Neue Stadt“, steht. Die Regierung ist fest entschlossen das „neue“ Daressalam zu kreieren, eine schicke und trendy Metropole, weitläufig angelegt, infrastrukturell von vorne bis hinten durchgeplant. Und zwar genau hier, wo ich im Moment sitze und mit den Fingern über die Tastatur klicker und klacker, in Kigamboni. Zunächst sollen wir angebunden werden an den Central Business District, durch drei Brücken und einen Tunnel unter dem Hafen durch. Überquert man die Hauptbrücke, soll man von einer Reihe von Wolkenkratzern entlang einer großzügig angelegten Allee des Atems beraubt werden. Dahinter luxuriöse Wohnanlagen, eine komplett verspiegelte Super-Universität. Ein Geschäftsviertel mit glänzenden Wolkenkratzern soll die Wirtschaft im ganzen Land ankurbeln. Ein Tourismus-Areal lockt mit teuren Hotels und mondänen Yachthäfen. Ein rundum beeindruckendes und ambitioniertes Großprojekt soll das also werden.

Kigamboni, vorher...
Palmen, Lehmhäuser, und der Ozean immer im Blick: Kigamboni heute

Auf der Straße spricht man mit Stolz von der neuen Stadt dort drüben. Ab 2014 soll mit dem Bau der Brücken begonnen werden. Über sie soll man hinüber gelangen in die absolute Supermoderne, in das Traumland, das moderne Tansania, in dem man so lebt, wie man es aus dem Fernseher und seinen Filmen kennt, so wie in Amerika oder Europa. Bezahlen sollen das angeblich die USA. George W. Busch hat, so die Flüsterpost der Straße, große Landstriche an der Küste rund um Dar aufgekauft. Ich frage mich welches Interesse die Vereinigten Staaten oder Bush daran haben sollte, den Tansaniern eine neue Superstadt zu spendieren? Ach so, es wurden ja Öl und Gas gefunden vor der Küste Tansanias. Vielleicht ist ja das der Grund für die innige Freundschaft zwischen George W. und dem Tansanischen Präsidenten, und für den Landbesitz des zu warm gebadeten Amerikaners hier in Ostafrika.

Ansehen kann ich mir den Traum jetzt als Image Video. Während ich das tue denke ich an die 3,5 Millionen Menschen in Dar, von denen der größte Teil von der Hand in den Mund lebt, ohne solide Ausbildung, feste Beschäftigung oder Krankenversicherung, auf sich selbst gestellt und von einer Regierung verlassen, der es in erster Linie darum geht, dass die Staatsdiener tolle Autos fahren und ihre Verwandten alle Jobs im Ministerium bekommen. So bekommt ein Parlamentarier pro Parlamentssitzung umgerechnet 100 Euro Zuschlag zu seinem Gehalt, weil er so einen schweren Job mit so viel Verantwortung hat. Die 390 Millionen USD, die Tansania im Fiskaljahr 2008/2009 für solche „sitting allowances“ ausgegeben hat, entsprechen dem Einkommen von 109.000 Lehrer, ein Jahr lang. Ein Lehrer verdient großzügige 75 Euro im Monat. Das ist selbst hier zu wenig für ein Leben, das ein wenig Planung und Hoffnung für die Zukunft zulässt. Mehr kann oder will die Regierung also für die Kinder und deren Zukunft nicht ausgeben. Wo bitte soll dann das Geld herkommen, für die Eliteuni und ihre Elite-Wissenschaftler? Für die Wolkenkratzer und die Stadtparks? Und wer soll in den Luxus-Villen wohnen, der Lehrer und seine Familie? Oder einer meiner Schuhverkäufer-Freunde? Und auch frage ich mich, was eigentlich mit den Leuten passieren soll, die jetzt schon hier leben, sicher einige Tausend, die hier ihre Häuser gebaut und Felder bestellt haben? Sicher werden sie großzügig entschädigt, da bin ich mir ganz sicher. Vielleicht schenkt Bush ja jedem Vertriebenen eine Baseball-Kappe mit Texas-Logo.

...und nachher.
Überzogener Glaube an die Moderne? Kigamboni in der Zukunft

James Scott bezeichnete in seinem Buch „Seeing like a State“ eine modernistische Ideologie, wie sie hier zugrunde liegt, als „high modernism“: Aus dem Selbstvertrauen des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts, der Unterwerfung der Natur, aus der Idee, die soziale Ordnung könne rational durchstrukturiert werden, erwächst der überzogene Glaube an die Überlegenheit der rationalen Moderne. Solche Pläne, von Staaten „top down“ ihren Gesellschaften aufgezwungen, müssten aber scheitern, wenn sie die tatsächlichen Merkmale der funktionierenden sozialen Ordnung missachteten. Wenn die Führungseliten also nicht bedenken, wie ihre Bevölkerung tatsächlich lebt, in welchem Zustand die Gesellschaft ist, an welchen Ecken es fehlt, was alles nicht funktioniert. Als Beispiele nimmt Scott die Kollektivierung in Russland, die Kulturrevolution in China, die Zwangsumsiedlung im Tansania der sozialistischen Nyerere-Ära. Diese super-formalen Pläne standen in krassem Widerspruch zu den tatsächlichen, informellen, also nur wenig strukturierten, geplanten und staatlich kontrollierbaren Gegebenheiten, und mussten deshalb scheitern.

Vielleicht geht es aber auch um etwas anderes. Lauschen wir der Stimme aus dem Image-Video: „We will create a harmonious skyline, containing high rise, medium storey, and low rise buildings, presenting an advanced city image.“ (6:58) Ein „Image“ soll also kreiert werden, von einer „fortschrittlichen“ Stadt. Sieht schick aus euer Filmchen. Wie auch immer. Ich wünsche der Regierung von Herzen alles Gute bei ihren Plänen, und wünsche meinen Freunden und auch allen Tansaniern, die ich (noch) nicht kenne, ebenfalls ehrlich und von Herzen, ihre „neue“, ihre gesunde, aufgeräumte, funktionierende Stadt, mit allem drum und dran. Zum Beispiel mit funktionierenden Schulen, regelmäßig bezahlten und respektierten Lehrern; Krankenhäusern in denen außer Malaria auch andere Krankheiten diagnostiziert und behandelt werden können; geordnete Wohnverhältnisse, mit fließend Wasser in den Häusern, Stromanschluss für jedes Haus, durch den dann auch tatsächlich Strom fließt; Straßen, die nicht von einer stinkenden Blechlawine verstopft sind, die, oh Luxus!, von richtigen Fußgängerwegen gesäumt sind, auf denen man sogar eventuell mal die Kinder zu einem Spaziergang mitnehmen könnte. Träumt euren Traum. Aber im echten Leben: Vielleicht fangt ihr besser mit einem kleinen Schritt an, zum Beispiel erstmal die Uhuru Street zu asphaltieren. Oder habt ihr die „alte Stadt“ und ihre Bewohner schon aufgegeben?

Samstag, 18. August 2012

Zeit zu gehen

Die Unterhaltung wird kurz unterbrochen als M. die Schuhbürste weiterreicht an O., der fegt damit behände über das schwarze Obermaterial, sei es nun echtes Leder oder echtes Plastik, und bringt seinen Schuh so auf Hochglanz. Es geht weiter im Gespräch, eher ein Disput, ob Kinder denn nun dem Mann zuzusprechen seien oder nicht, wenn der Mann noch nicht mit der Frau verheiratet ist. Das islamische Gesetz sagt nein, das staatliche Gesetz aber ja. Beispiele aus dem Herkunftsdorf werden herangeführt. A. kommt dazu und steigt lauthals mit ein, jeder hier im Hinterhof hat eine Meinung dazu, eine Erfahrung aus der eigenen Familie oder Vergangenheit. Ich dagegen habe nur meinen Notizblock und meine Neugier. A. übertönt die anderen und schüttelt sich dabei am ganzen Körper um seinen Argumenten den erwünschten Nachdruck zu verleihen. Er erinnert mich an ein Bäumchen in einem Sturm. Sein Zeigefinger schnellt nach vorne und sein Rücken beugt sich tief, dann springt er auf und reckt die Faust in die Höhe, dreht sich dabei energisch von einer Seite zur anderen, damit auch ja alle seine wunderschöne Meinung zu dem Thema erfahren. Ich muss lachen, ich mag ihn wirklich gerne, diesen Spinner.

Eine schwarze Tüte mit Schuhbürsten, kleinen Dosen Schuhcreme und einigen abgefransten Rasierpinseln zum Auftragen der Schuhcreme liegt auf dem Treppenabsatz. Wem genau sie und ihr Inhalt gehört kann ich nicht sagen. Immer wieder bedient sich jemand daraus. Ich sitze auf den unteren Stufen auf einem kleinen Holzschemel, wie so oft. Ein Beinchen des Schemels ist bereits abgebrochen, das war vor einigen Monaten noch nicht so. Ich stütze ihn also am amputierten Ende auf eine Stufe, und schwanke so, Notizblock auf den Knien balancierend, über meine Beobachtungen hin und her. J. stopft seine Schuhe mit „bonye“ aus, zusammengeknüllten Plastiktüten die er aus der Holzkiste entnimmt, auf der „mwilijo“ gekrakelt steht. Das ist der Name eines „ukoo“, einer matrilinearen Verwandtschaftsgruppe, man könnte auch sagen, einer Großfamilie. A. hat die Kiste damit verziert, es ist seine Herkunftsgruppe im Dorf Miungo, in dem er geboren wurde. Auf einer anderen Kiste steht „dume la mbwa“, ein männlicher Hund, die Bedeutung der Aufschrift entgeht mir aber, man muss ja nicht alles verstehen. Die Kisten stammen ursprünglich aus der Tansanischen Nationalbank, wenn sie ausgemustert werden sammeln sie ein paar Schlauberger ein und verkaufen sie für umgerechnet einen Euro auf der Straße. Ob da früher einmal Millionen und Abermillionen von Tansanischen Schillingen drin gelagert wurden? Weiß ich auch nicht.

Ob da mal Millionen von Tansanischen Schillingen drinnen waren?Die ersten verlassen die Diskussionsrunde, stecken die gemeinsam benutzten Werkzeuge zurück in die Tüte und stellen ihre Schuhe auf der Straße auf. Ich gehe mit vor und setze mich mit A. auf einen der viereckigen Betonkübeln am Straßenrand, in denen wohl mal Blumen wachsen sollten, die man aber stattdessen mit ihrer undefinierten staubigen Füllung und ohne Blumen dem ergrauenden Schicksal der Stadt überlassen hat. Es ist bereits halb zwölf vormittags, und A. eröffnet mir, dass es sich nicht mehr lohnen würde für ihn, jetzt in Rotation zu gehen. Er geht wie jeden Tag kurz vor eins in die Moschee, gemeinsam mit H. und M., zum Mittagsgebet. Später dann wieder um vier Uhr nachmittags. Diese Zeiten geben vor, wann er Schuhe verkaufen kann und wann er sich vor seinem Gott verneigt.

Nach dem Gebet gehen wir in die Straßen, gleich zu Beginn kommt uns eine Frau entgegen. Ihr Blick haftet einen Bruchteil einer Sekunde zu lange an einem der Schuhe, die an A.´s Arm baumeln. Blitzartig reißt A. seine Schritte herum und stürzt in der entgegengesetzten Richtung der Frau hinterher, holt sie ein und beginnt auf sie einzureden. Er klinkt sich dabei in ihr Schritttempo ein und beobachtet ihre Augen. Sie bleiben stehen und die Frau fasst den Schuh an, fragt nach dem Preis und bekommt erwidert, dass sie doch erstmal sehen solle, wie gut der Schuh an ihrem Fuß aussieht. A. verkauft ihn und macht 1 Euro Gewinn, „zum Essen“, wie er sagt. Er ist zufrieden. Es ist ein Montag, der schwerste Tag der Woche für den Straßenhandel, da die Leute nach dem Wochenende nicht gewillt sind Geld auszugeben, wie man mir erklärt hat. So ab Donnerstag wird es besser. Noch dazu ist es die letzte Woche vor Iddi Mossi, dem Ende des Fastenmonats Ramadan, eine harte Zeit für die Straßenhändler. „Nyama ngumu, haitafuniki“ sagen sie, zähes Fleisch, das sich nicht zerkauen lässt. Viele der Straßenhändler selbst fasten auch, nicht ein Schluck Wasser geht über ihre Lippen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Iddi Mossi wird heiß ersehnt, aber Geld für Reis und ein bisschen Fleisch für den traditionellen Pilau muss erst einmal verdient werden.

Er fragt mich, ob ich eigentlich mit nach Miungo komme, wenn die Erntezeit für Cashew-Nüsse im September beginnt. Viele der Schuhverkäufer an unserem Maskani werden dann in ihre Heimatdörfer im Süden des Landes fahren, um den Eltern bei der Ernte zu helfen und um Waren aus Daressalam im Dorf zu verkaufen. Die Erntezeit ist die einzige Zeit, wenn die Menschen im Dorf Geld in der Tasche haben, eine gute Gelegenheit also ihnen gebrauchte Kleider aus der Stadt zu bringen. Der Maskani wird dann etwas weniger bevölkert sein, so wie ich das letztes Jahr erlebt habe. Einige bleiben zwei oder drei Wochen, manche einige Monate. Anschließend nehmen sie wieder ihr Leben in der Stadt auf.

Endsungeil: in Tansanische Stadtbusse einsteigen. Foto (c) Link Reuben 2011Nach der zweiten Gebetszeit des Nachmittags gehen wir zu „Mariedo“, einer Straßenecke an der zentralen Bushaltestelle „Posta“, wo sich einige der Jungs jeden Nachmittag niederlassen um ihre Schuhe auszulegen. Hunderte von Menschen strömen nun vorbei, die ihre Büros verlassen haben und sich nun mit den elend überfüllten Dreckschleudern von Minibussen auf den Weg in ihre Wohnviertel außerhalb des Zentrums machen. Mittags können A. und seine Kollegen hier nicht „lauern“, da sie der private Wachmann des anschließenden Business-Komplexes dann grundsätzlich vertreibt. Nachtmittags ist er entspannter, vielleicht einfach auch nur zu faul um ständig mahnend auf und ab zu stolzieren, mit tiefschwarzer Uniform, Schulterklappen und Dienstmütze eine Karikatur seiner selbst. Wir alle sind platt von dem langen Fußweg durch die Stadt, sitzen wortlos auf dem staubig-warmen Asphalt und lehnen mit dem Rücken an die Wand eines 20-stöckigen Hochhauses. Ich recke den Kopf nach hinten und sehe an der gekachelten Wand entlang nach oben in den Himmel. Ein Flugzeug wird von einer strahlend weißen Wolke verschluckt.

Gegen halb sechs erhebt sich A., er will zurück zum Maskani um seine Schuhe wieder in der Holzkiste einzulagern, bis morgen wieder alles von vorne beginnt. Er will nicht zu spät kommen. Wenn um halb sieben der Muezzin zuhause in Mbagala ruft, will er gemeinsam mit seiner Familie auf einer Matte vor dem Haus sitzen, um mit dem heutigen Fasten zu brechen.

Montag, 16. Juli 2012

Viele verschiedene Wörter die alle irgendwie miteinander zusammenhängen

Ich tauche in unnachgiebige Schwüle wie in ein warmes Bad. 30 Grad drücken morgens um 7. Die Fenster in der Gangway vom Flieger zum winzigen Mwalimu Julius Nyerere Airport sind geöffnet und es weht ein warmer Wind durch die kantige Röhre. Der Mobilfunkanbieter Airtel hat das Innere des Gangs mit großen roten Werbeplakaten ausgekleidet. Ein junger Massai mit langen Rasta-Zöpfen und Mobiltelephon in der Hand grinst mich an. Das Brausen der Triebwerke des Fliegers weht mit dem Wind herein. Und dann ist da noch dieser Geruch, feucht und modrig, wie im Matratzenlager einer Berghütte. Aber dampfig, brenzlig, irgendwo wird etwas verbrannt. Irgendwo wird eigentlich immer irgend etwas verbrannt in Tansania. Dieser Geruch wird aber nicht zusammen mit dem Maschinenlärm herein geweht, sondern ist einfach da, er ist der stehende Grundton des Akkords. Als ob der Boden ihn ausstrahlen würde. Es ist genau dieser Geruch, der es einen nie vergessen lässt, wo man ist, auch wenn man die Augen schließt und auf dem MP3-Player seine Radiohead-Sammlung durchhört. Und mit dem schwül-modrig-brenzligen Geruch stellt sich wieder dieses bodenlose Gefühl der Einsamkeit ein. Bodenlos deshalb, weil der bedingungslose Eindruck der Fremde, der sich in diesem Geruch bündelt, eine emotionale Falltüre in mir aufstößt, durch die all meine Lebensgewissheiten mit einem Mal runter fallen und nur die Frage zurückbleibt, wie man eigentlich alleine funktionieren kann.

Der Flughafen liegt südlich der Stadt in einem hässlichen Industriegebiet, dass ich mit meinem Nachbarn und Taxifahrer Ben durchkreuze. Der Stau hat den Verkehr wie immer fest im Griff, so dass wir für die wenigen Kilometer bis zum Stadtzentrum eine geschlagene Stunde brauchen. Selbst die großen Ausfallstraßen sind in Daressalam in der Regel einspurig. Die Infrastruktur der Stadt war nie für die Dimensionen angelegt worden, die die Hafenmetropole heute einnimmt. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen, nein, das ist zu abgedroschen. Das muss man sich mal in die gottverdammten Gehirnwindungen einschrauben, schon besser: In den vergangenen einhundert Jahren hat sich die Einwohnerzahl Daressalams in etwa vertausendfacht. Um 1905 lebten in dem kleinen Nest, hinter einer Hafenzeile von zweistöckigen Verwaltungsgebäuden der deutschen Kolonialisten, in verstreuten Hüttenansammlungen etwa 3500 Menschen. Heute wird die Einwohnerzahl auf 3,5 Millionen geschätzt, wobei eigentlich niemand genau weiß, wie viele Menschen es tatsächlich sind, geschweige denn, wo Daressalam denn nun anfängt, und wo es aufhört. An der Bucht liegt das dicht gedrängte Geschäftszentrum der Stadt. Zwischen vergilbten Betonklötzen aus den Sechzigerjahren penetrieren verspiegelte Hochhäuser die Skyline, dazwischen die ewigen Baukräne chinesischer Provenienz, und hohe, mit wehenden Plastikplanen verpackte Baugerüste, wie die flatternden Gespenster des Traums einer städtebaulichen Moderne.

So viele Leute und jeder anders, außer ich. Fähre nach Kigamboni. Foto (c) Link Reuben 2011Im Westen des Zentrums das Marktviertel Kariakoo, benannt nach den „Carrier-Corps“, den afrikanischen Trägern, die von den späteren britischen Kolonialherren hier im Schachbrettmuster angesiedelt wurden. Das drängelnde Treiben auf der Mtaa wa Kongo, die sich am einen Ende wie ein Trichter verjüngt, so dass die Passanten, ähnlich dem Vieh im Schlachthof, an der Engstelle gezwungenermaßen auf Tuchfühlung mit den allgegenwärtigen Taschendieben gehen müssen. Sehr viel eher „mein Afrika“ als Serengeti, Kilimandscharo und Trommeln am Lagerfeuer.

Hinter Kariakoo, im Westen, Norden und Süden, die Wohnviertel der Millionen Stadtbewohner. Unverputzt grau, einstöckig, wellblechbedacht, staubstraßig, eng und laut. „Uswahilini“. „bei den Swahilis“ lebt die Mehrheit der Menschen in Verhältnissen, die man irreführenderweise bei uns gerne als „einfach“ bezeichnet. Ich melde hiermit Zweifel an der Einfachheit dieser Umstände an und bin stattdessen lieber erstaunt darüber, wie die Leute im Anzug und im Business-Kostüm herausgeputzt aus diesen Wohnvierteln heraus stolzieren und mit den runtergerockten und notorisch überfüllten Dreckschleudern von Minibussen ins Stadtzentrum fahren, um ihrer schlecht bezahlten Arbeit in irgendwelchen Büros nachzugehen. Die paar Touristen aus Europa, mit Cargo-Hose, Wasserflasche, Großwildjägerweste und Bergschuhen in den Straßen der Stadt nehmen sich daneben irgendwie ungehobelt aus.

Der alte Stromkasten checkt das CD-Angebot aus. Downtown Dar. Foto (c) Link Reuben 2011Kurz bevor wir im Stadtzentrum an jener weltberühmten Straßenecke vorbeikommen, die regelmäßige Leser dieses Blogs nun selbst im Schlaf oder wahlweise mit verbundenen Augen, geknebelt und gefesselt im Kofferraum eines Autos eingesperrt, als Hauptschauplatz der hier angesammelten Texte identifizieren würden, biegen wir scharf nach rechts ab, dann gleich wieder nach links, und fahren am Hafen entlang in Richtung der Fähre. Sie wird mich zum luftig-grünen Zipfel jenseits der „Bucht des Friedens“ übersetzen. Ein infrastruktureller Alptraum, sind die knapp 200 Meter, die mangels einer Brücke mit zwei kleinen Fährschiffen überquert werden müssen, dennoch in gewisser Hinsicht ein Segen. Jenseits dieser paar Meter indischen Ozeans ist die enge Stadt plötzlich weiter weg, als sie tatsächlich ist. Hier gibt es keinen Lärm und keinen Stau. Stattdessen Kühe, Kokospalmen, das Türkis des Ozeans im Augenwinkel, das Grün der dichten Vegetation vor mir und den ostafrikanischen Himmel blau darüber. Die Stadtverwaltung plant eifrig eine Brücke, oder sogar zwei, und am besten noch eine Unterführung (!) unter der Bucht auf die andere Seite, um dieses wertvolle Stück Land endlich an die Stadt anzuschließen. „Mji Mpya“ soll das werden, die neue Stadt. Am Reissbrett entworfen, im Computer simuliert, für die Reichen ein Geschenk, für die ländlichen Bewohner der anderen Seite das Ende ihrer ruhigen Tage. Aber für die ist die neue Stadt ja bitte auch nicht gedacht.

Auf der anderen Seite, nach einigen Minuten Fahrt, an der Ecke, an der einst ein riesiger Mangobaum den Mopedtaxi-Fahrern Schatten spendete, bevor er vor einigen Wochen umgeholzt wurde, biegen wir rechts ein. Jetzt sitzen die Jungs in der prallen Sonne auf ihren indischen und chinesischen Motorrädern, winken mir überrascht zu. Sie alle kennen mich, schließlich nehme ich gerne und fast täglich ihre Dienste in Anspruch, und so viele Bleichgesichter navigieren sie nun auch wieder nicht um ihre Schlaglöcher herum. Durch ebendiese müssen Ben und sein Taxi sich quälen, um den Weg ans andere Ende des Dorfes zu finden, zum Compound meines Vermieters Johnson, in dessen Hof ich nun sitze und auf solche Art und Weise auf die Knöpfe meines Computers drücke, dass dabei irgendwie diese Zeilen zustande kommen. Die aufscheinenden Pixel stehen für Buchstaben, die wir zusammensetzen zu sogenannten Wörtern, die, in Reihe gesetzt, einen Sinnzusammenhang namens Satz ergeben. Das ganze steht wiederum für transkribierte Lautabfolgen, die wir eigentlich mit unseren Atem- und Sprachorganen erzeugen, ihr kennt das sicher. Mit diesen Lauten verweisen wir im Allgemeinen auf Dinge, die wir in der Welt wahrzunehmen glauben. Aber diese Laute und Worte, diese Pixel, Buchstaben und Sätze - sie sind nicht diese Dinge, oder? Wunder der Welt, des Lebens, oh Wunder der Technik. Ich kann dir, lieber Leserin, leider nicht erklären, wie das alles funktioniert, bin aber insgeheim begeistert. Und benutzen wir nicht jeden Tag diese Dinge, auch Computer, und drücken darauf herum als hinge unser Leben davon ab? Und wissen dabei gar nicht, wie das eigentlich funktioniert? Faszinierend.

Montag, 28. Mai 2012

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Manche sagen, wenn wir mit anderen Menschen kommunizieren werden wir zu Schauspielern: Wir haben ein einstudiertes Repertoire an Gestik und Mimik das unser Gegenüber deuten kann, weil es zur gleichen Theatertruppe gehört und mit den gleichen Gesten und Minen auf unsere Darstellung reagiert. Wir teilen dieses Repertoire, weil wir alle irgendwie zur gleichen „Kultur“ gehören, oder so ungefähr wissen, welche Gesten und Minen in der „Kultur“ unseres Gesprächspartners als akzeptabel gelten.

Als Feldforscher... ein durch und durch bescheuertes Wort, an dessen statt ich außerdem ständig „Feldfroscher“ in die Tastatur wurstfingere, weshalb ich es fortan durch das schönere Wort „Feldfrosch“ ersetzen werde. Der Feldfrosch also performt auch, vor zwei Publika noch dazu: Einmal natürlich stehen wir auf der Bühne der Wissenschaft, wo wir uns und unsere Leistungen vor den Kollegen und Kolleginnen zumeist schriftlich Aufführen. Auch hier gelten kulturelle Konventionen, die in anderen „Kulturen“ nicht unbedingt bekannt oder praktikabel sind.

Noch davor aber, man sollte es nicht vergessen, performen wir uns vor den Menschen denen wir im Alltag unserer Forschung begegnen, und denen wir erklären wer wir sind und was wir von ihnen wollen. Diese Aufführung findet zunächst ohne Probe statt, aus dem Stegreif, und ein anerkanntes Repertoire an Gesten und Minen dafür gibt es eher nicht. Der Feldfrosch quakt erstmal nach dem Prinzip trial-and-error und hofft auf den berühmten „informed consent“: auf das Verständnis der Menschen für das was er von ihnen will, und dass sie darüber hinaus auch noch damit einverstanden sind, dass der Feldfrosch sich bis auf weiteres in alles was sie tun und sagen einmischt, und am Ende all das in ein dickes Buch schreibt um seine Karriere voranzutreiben, wovon die Menschen vor Ort dann wiederum herzlich wenig haben. Du siehst also, liebe Leserin, es ist ein schmaler Grat, auf dem da ins „Feld“ gehüpft wird, und über vielen lässt sich streiten.

Wenn es schon kein allgemein bekanntes Repertoire für diesen „Feldeinstieg“ gibt, so gibt es doch anerkannte Requisiten dafür: Notizblock und das Aufnahmegerät zeigen allen Menschen im „Feld“ an, dass dieser Frosch gekommen ist, um „Daten“ für die Analyse mit nach Hause zu nehmen. Den Notizblock aus der Tasche zu ziehen, während man mit einem neuen Freund an der Straßenecke sitzt und dieser einem gerade intime Details aus seinem privaten Leben offenbart, kommt praktisch einer Entzauberung des Alltäglichen gleich: Gerade waren wir noch Freunde, ganz normal, die sich Geschichten aus ihrem Leben anvertrauen. Auf einmal heißt es „Vorhang auf für das Theater der Feldforschung“: „Was dagegen wenn ich mir das eben notiere, wie dir damals deine Frau das Herz gebrochen hat?“ Die Beziehungen zu den Menschen im „Feld“ sind eben von doppelter Natur, einerseits freundschaftlich, zum anderen aber eben auch professionell (zumindest für den Feldfrosch). Die Requisiten der Feldforschung markieren diesen Übergang, den Szenenwechsel. An welchem Punkt aber ist eine Beziehung zu einem neuen Freund stabil genug, um eine solche Umdeutung zu überleben?

Hier besteht kein Zweifel: Der Feldfrosch mit Aufnahmegerät ist gekommen um "Daten" mit nach Hause zu nehmen.
Auf der Bühne der Forschung: Das Aufnahmgerät aus
der Tasche gezogen.
Foto © Link Reuben 2011


Ich habe mir diese Frage oft gestellt, als ich anfing, mit den Straßenhändlern abzuhängen. Und ich muss ehrlich sagen: Oft hatte ich Angst, dass ich zu neugierig erscheine und man keine Lust mehr hat mit mir zu reden, wenn das allgemeine Geschnatter und Gequake am Maskani dann immer gleich von diesem komischen weißen Frosch aufgeschrieben wird. Also habe ich es oft einfach bleiben lassen. Wobei, das stimmt nicht ganz. In manchen Fällen habe ich durchaus Notizen gemacht. Aber dabei habe ich eine Requisite der lokalen Bühne verwendet.

Denn wir alle spielen nicht nur Theater, wir alle tippen auch ständig auf unserem Mobiltelefon herum. Auch wenn sie meistens kein Geld haben um sich Telefonguthaben zu kaufen, so haben doch fast alle meiner Freunde ein Mobiltelefon, wie schrottig auch immer. Wenn die Nachmittagsstunden an der Straßenecke lang wurden und keine Kundinnen vorbeikamen, fand ich immer einige Jungs die gelangweilt auf die Displays ihrer Telefone starrten, Musik auf den eingebauten MP3-Playern hörend, Fotos von der Kamera des Telefons ansehend, oder Kurzmitteilungen lesend und schreibend. Manches Mal haben wir uns über verschiedene Typen von Telefonen oder die Vorzüge von Originalen (wie meinem) gegenüber chinesischen Imitaten (wie die meiner Freunde) unterhalten. Ich wurde um Übersetzung gebeten, wenn einer meiner Freunde eine englischsprachige Werbe-Mitteilung seines Anbieters erhielt, oder er Probleme mit dem Menü seines Telefons hatte. Zu meinem „Feldeinstieg“ gehörte auch das Austauschen von Telefonnummern und das Kommunizieren per Anruf oder Kurzmitteilung.

Wenn also mein Kopf voll war von Eindrücken und Informationen, gab mir das Telefon eine Möglichkeit, schnell ein paar Dinge in die „Memo“-Funktion zu tippen, ohne dabei als der aufdringliche Eindringling zu erscheinen, der ich ja eigentlich bin. Ich zog also den Vorhang in diesen Situationen nicht zur Seite, sondern beließ einen Teil der Feldforschung unsichtbar hinter den Kulissen und den Requisiten. Nach einem Gespräch mit einem meiner Freunde konnte ich mich hinsetzen und rasch notieren „Ms vrhrtt schwstr rshd, glch drf“. Aber was bitte sollte das heißen?

Genauso überrascht war ich, wenn mich eine Kurzmitteilung eines meiner Freunde erreichte, etwa wie „vp m2 wng? cjui 2ktane lni“. Weil die Zeichenanzahl für Mitteilungen begrenzt ist, haben sich bestimmte Konventionen der Abkürzung für Kurzmitteilungen herausgebildet. Vokale werden grundsätzlich ausgelassen, und die Kiswahili Vorsilben „tu-“ („wir“) oder „si-“ („ich...nicht“) durch die englischsprachigen Homophone „2“ und „c“ ersetzt. Die Kurzmitteilung bedeutete also „vipi mtu wangu? sijui tukutane lini“, zu Deutsch „was geht ab mann? ich weiß nicht wann wir uns treffen sollen“. Diese lokalen Konventionen der Kommunikation habe ich mir angeeignet um die zehn mal 70 Zeichen der „Memo“-Funktion meines Samsung E1120 möglichst erschöpfend für kurze Notizen im „Feld“ zu nutzen. Obiges Kryptogramm heißt also tatsächlich „Mussa ist verheiratet mit der Schwester von Rashid, sie kommen aus dem gleichen Dorf“.

„Informed consent“ habe ich für diese Praxis der Feldforschung nicht erfragt, ich bekenne mich schuldig (Abgesehen davon aber wissen selbstverständlich alle am Maskani über meine Forschungsabsichten Bescheid). Mein Telefon auf diese Weise umzunutzen erlaubte mir aber, meine körperliche Performance an die lokalen Gegebenheiten anzupassen: Zumindest für einige Momente kam der Feldfrosch zur Ruhe und tat etwas völlig „normales“, nämlich rumhängen und in sein Telefon starren.

Das alles hat mir in den ersten Wochen den Einstieg erleichtert. Die kleinen Informationen, die ich so sammelte, haben mich zu einem besseren Klatschmaul gemacht, weil ich mir nach und nach mehr merken konnte. Ich konnte also immer mehr an den Gesprächen teilnehmen. Später übrigens habe ich es dann doch vorgezogen die anerkannten Requisiten hervor zu kramen und ins gleißende Rampenlicht der Feldforschung zu springen: Quak quak.

Montag, 21. Mai 2012

"Alexis filmt mich damit man mich in Deutschland sieht"

...bitte sehr (auf Bild klicken):

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(c) Link Reuben und Alexis Malefakis 2012

Featuring:
Andumi
Chedo
Mako
Hashiri
Ndolanga
Babkubwa
Mtanga
Wa Kusepa
Dulatax
Ibra
Wa Majukumu
Dickson
P Diddy
Kamale
Rashidi
Charles
Nasolo

Gewidmet den "Jungs" vom Maskani.

Freitag, 4. Mai 2012

Einheimischgehen

Schwer zu sagen, wie schockiert er gewesen sein mag, der heilige Ambrosius. 387 fand er sich eines Samstags in Mailand an voll gedecktem Tische, während seine Gebetsbrüder im heimischen Rom üblicherweise samstags fasteten. Schwamm drüber, dachte sich der Kirchenvater, „cum Romanum venio, ieiuno Sabbato, cum hic sum, non ieiuno“. Klug hat er das gesagt, so klug, dass Barbra Streisand sich 1964 sein programmatisches Diktum auslieh und das mittlerweile auch schon wieder vergessene „When in Rome, I do as the romans do“ trällerte. Die Bangels übernahmen 1987 das Thema dann irgendwie in „Walk like an Egyptian“, brachen es so auf das Niveau der allgemeinen Knalloballo-Kultur herunter.

Manche sagen ja „Kultur“ wenn sie an Musik, Theater oder Literatur denken. Andere sagen, die Amerikaner zum Beispiel hätten gar keine, sondern nur große Autos, schlechte Ernährung und diese bunten Fähnchen überall. Wenn man dann genauer darüber nachdenkt stellt man fest, dass man gar nicht genau sagen kann, was denn Kultur nun sein soll. Ist es das, was wir Essen nicht genauso wie das, was wir mit Hilfe von Sprache hervorbringen? Und unsere ästhetischen Urteile bezüglich Kleidung, Wohnungseinrichtungen, Frisuren, sind das nicht auch kulturelle Erscheinungen, die zum Beispiel schon zwischen München und Konstanz unterschiedlich ausfallen? So viele alltäglichen Handlungsabläufe vollziehen wir völlig unreflektiert. Und erst wenn man sich aus der eigenkulturellen Perwoll-Komfortzone einmal herauswagt und in fremde Gefilde begibt, merkt man, was da alles skriptartig abgespult und niemals hinterfragt wird. Irgendwie ist alles, was Menschen machen, doch kulturell, und das eben überall ein bisschen anders, wie der Ethnologe bestätigen kann.

Wenn Kultur nicht gerade in Theaterstücken und dicken Schmökern vorliegt, kann man sie auch als eine Art „zweite Umwelt“ verstehen, eine Art Schnittstelle, mit der jeder Einzelne an seine soziale und natürliche Umwelt andockt. Diese Schnittstelle ist uns in großen Teilen gar nicht bewusst, sondern wächst mit uns, während wir in unsere soziale Umwelt hineinwurzeln.

Es ist dann gar nicht so leicht, diese unterbewussten Skripte zu überwinden, wenn man versucht, sich in eine andere „Kultur“ einzufinden. Es dauert seine Zeit. Man muss die eigenen Vorannahmen, die meist eben unbewusst sind, auf die Seite schieben, und versuchen, die Vorannahmen der Leute um einen herum so weit wie möglich zu verstehen. Das ist nicht zuletzt der Grund, warum Ethnologen bei ihren Forschungen so lange Zeit vor Ort bleiben. Angefangen bei körperlichen Routinen. Wie oft bin ich in Dar in Leute reingelaufen, die mir auf der Straße entgegenkamen (ein rhetorische Frage)? In Deutschland gehen wir rechts aneinander vorbei, das mag dem Rechtsverkehr unserer Straßen geschuldet sein. In Dar jedenfalls zielt man auf die linke Seite seines Entgegenkommers.

Das ist aber nicht gemeint mit dem Begriff "going native". Gemeint ist damit eine ethnographische Pathologie: Feldforscher, die sich in ihrer Gastgesellschaft irgendwann mehr zuhause fühlen, als dort, wo sie einst hergekommen sind.

Lange Zeit saß ich an der Straßenecke und habe nicht verstanden, nicht verstanden was die Leute reden, was die Leute machen, warum sie lachen, wenn ich versuche etwas geistreiches von mir zu geben. Mittlerweile ist das anders. Ich bin über mich selbst erstaunt, wie selbstverständlich ich mich in der Straße bewege, Dinge intuitiv verstehe, die mir zu Beginn meiner Zeit ein Rätsel waren. Die Kunst der Ethnographie ist ja letztlich das, was nun für mich selbstverständlich geworden ist, wieder zu entblättern. Und Dinge, die man nicht reflektiert ganz explizit in allen Einzelheiten auszubuchstabieren ist keine leichte Aufgabe.

Aber soweit bin ich noch nicht. Nun bin ich erst mal zurück im Ländle, jawohl, Konschdanz hat mich wieder. Also laufe ich nun auf der anderen Seite in die Leute rein. Verzeiht, liebe Konschdanzer, ich weiß nicht ob ich hier zu Besuch bin, oder ob ich hier zuhause bin, oder wo ich denn nun hingehöre. Mein Koffer steht jedenfalls noch mehr oder weniger unausgepackt in meinem Zimmer.

Neues von der Strassenecke.

Feldtagebuch von Alexis Malefakis... und was sonst noch so ist.

karibu!

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